Im Bezirksamt Hamburg-Mitte leitet Sabine Wenzel das Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit. Gemeinsam mit der IBA Hamburg plant ihr Dezernat die soziale Infrastruktur für die neuen Quartiere in Wilhelmsburg, das seit 2008 zum Bezirk Hamburg-Mitte gehört.
Im
August 2018 übernahm Sabine Wenzel die Leitung des Dezernats für
Soziales, Jugend und Gesundheit im Bezirksamt Hamburg-Mitte mit
insgesamt rund 800 Mitarbeiter:innen. Zuvor leitete sie mehr als
sieben Jahre das Fachamt Sozialraummanagement. Die studierte
Soziologin, aufgewachsen im Stadtteil Hamm, bezeichnet sich als
echtes „Mitte-Gewächs“. Angefangen hat Sabine Wenzel im
damaligen Amt für soziale Dienste des Bezirksamtes. Sie war anfangs
Straßensozialarbeiterin und später auch im Bereich Kinder- und
Jugendförderung tätig.
Was
bedeutet Sozialraummanagement speziell für Wilhelmsburg?
Zunächst bedeutet Sozialraummanagement in Wilhelmsburg wie in anderen Stadtteilen die Entwicklung, Koordination bzw. Steuerung der sozialen Infrastruktur in Abstimmung mit den Playern vor Ort. Das ist wesentliche Aufgabe des gleichnamigen Fachamtes.
In Wilhelmsburg hat sich in den vergangenen Jahren viel entwickelt. Das ist auch eine Folge der Internationalen Bauausstellung IBA 2006-2013 und der damit einhergehenden Bildungsoffensive. Es gibt viele gute soziale Einrichtungen mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten und Zielgruppen. Das bedeutet aber nicht, dass kein Handlungsbedarf mehr besteht. Ich würde sogar sagen, das Fachamt Sozialraummanagement engagiert sich aktuell besonders intensiv in Wilhelmsburg. Ein Grund dafür sind die vielen Neubauquartiere, in denen die soziale Infrastruktur vorausschauend geplant und aufeinander abgestimmt werden muss.
Wilhelmsburg ist ein großer und ziemlich heterogener Lebensraum für ganz unterschiedliche Menschen. Darauf müssen wir unsere sozialen Einrichtungen ausrichten, für eine gute Erreichbarkeit und für die Einbindung der Bewohner in die wichtigen Prozesse zu sorgen.
Mein
übergeordneter Job im Bezirksamt Mitte ist es dann bspw., die
verschiedenen Aufgabenfelder Jugend- und Familienhilfe, Gesundheit
Grundsicherung und Sozialraummanagement miteinander zu verknüpfen.
Welche
Schnittmengen hat Ihre Tätigkeit mit der IBA Hamburg?
Für
das Spreehafenviertel, das Elbinselquartier und das Wilhelmsburger
Rathausviertel werden Anforderungen an die soziale Infrastruktur
bereits definiert, bevor die ersten Menschen dort hinziehen. Das
läuft in enger Abstimmung vor allem des Fachamtes
Sozialraummanagement aber auch des Jugendamtes mit den Kolleginnen
und Kollegen der IBA Hamburg.
In
der Vergangenheit wurden soziale Einrichtungen häufig
zielgruppenbezogen geplant. Unser Ziel ist es, in den neuen Gebieten
Quartierszentren zu fördern, die als integrierte Einrichtungen für
alle Gruppen möglichst gleichermaßen funktionieren.
Außerdem
sind wir im Gespräch mit der IBA für einen neuen Standort unseres
Allgemeinen Sozialen Dienstes im geplanten Quartierssporthaus, denn
Personalbedarf und Aufgaben wachsen durch die neuen Quartiere auf der
Elbinsel. Aktuell sprechen wir mit der IBA Hamburg über
Anforderungen für Flächen und Funktionen. Wir brauchen ja nicht nur
neue Büros, sondern auch individuelle Besprechungsräume oder
Spielecken für die Kleinsten.
Was
ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig bei der künftigen
Quartiersentwicklung?
Wichtig
ist es aus meiner Sicht die Weiterentwicklung der sozialen
Infrastruktur unter Berücksichtigung demographischen und sozialen
Wandels sowie der Bedürfnisse und Interessen der Bewohnerinnen und
Bewohner. Dazu ist eine Beteiligung der Expertinnen und Experten
sowie der Bürgerinnen und Bürger aus Wilhelmsburg erforderlich. Es
gilt m. E. sowohl soziale Vielfalt abzubilden, als auch Räume der
Begegnung zu schaffen.
Welche
Chancen bieten die neuen Quartiere für den gesamten Stadtteil?
Der
Begriff „Sprung über die Elbe“ erhält dadurch noch einmal eine
besondere Bedeutung, denn es werden voraussichtlich viele Menschen
auch von außerhalb nach Wilhelmsburg ziehen. Die neuen Quartiere
werden die Bewohnerstruktur verändern und für zusätzliche Impulse
sorgen, ohne dass die Identität der Elbinsel verlorengeht. Insgesamt
gehe ich davon aus, dass das Zusammenwachsen von Nord und Süd in
Hamburg einen kräftigen Schub erhält.
Was
macht denn Wilhelmsburg so besonders?
Eigentlich
ist der Stadtteil eine kleine Welt für sich. Diese einmalige
Insellage mit charmanten Altbauten, Einzelhaussiedlungen, aber auch
Hochhäusern sowie einzigartigen Naturschutzgebieten.
Ich habe vor einiger Zeit einmal in einem Café an einem der vielen Wilhelmsburger Kanäle gesessen. Das war total idyllisch und hundert Meter weiter ist man schon wieder im umtriebigen Gewerbegebiet. Das geht so nur in Wilhelmsburg – ein lange Zeit ungeschliffener Diamant, der immer mehr zu leuchten beginnt.