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Fünf Fragen an...

Fünf Fragen an...
...Clemens Liegmann und Malte Sylvester, Eggers Bauingenieure

  • Aktuelles
  • 04. Mär 2021
Clemens Liegmann und Malte Sylvester vor Brückenbaustelle

Fünf Fragen an Clemens Liegmann und Malte Sylvester

Im Zuge der künftigen Quartiersentwicklung auf der Elbinsel müssen drei Brückenbauwerke der alten Wilhelmsburger Reichsstraße weichen. Ein Spezialauftrag für die erfahrenen Bauingenieure von Eggers Umwelttechnik.

Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der neuen B75 baut die IBA Hamburg für die anstehenden Quartiersentwicklungen auf der Elbinsel den knapp vier Kilometer langen Damm der alten Wilhelmsburger Reichsstraße zurück. Dadurch entstehen die dringend benötigten Flächen für die modernen Quartiere vom Spreehafenviertel im Norden über das Elbinselquartier bis hin zum Wilhelmsburger Rathausviertel nahe der S-Bahnstation.

Jetzt, wo der größte Teil der Fahrbahntrasse bereits abgetragen ist, müssen noch drei Brückenbauwerke weichen. Ab heute starten die Teams der Bauingenieure Clemens Liegmann von Eggers Umwelttechnik und Malte Sylvester von Eggers Tiefbau nach langen Vorbereitungen mit dem Abriss am Ernst-August-Kanal.

Hätten die drei Wilhelmsburger Brückenbauwerke nicht stehen bleiben können?

Die Brücken, die nun zurückgebaut werden, sind um den Zeitpunkt des Zweiten Weltkrieges erbaut und immer wieder saniert worden und somit schon über 70 Jahre alt. Da sie nun nicht mehr als Verkehrswege dienen und auch nicht mehr unterhalten werden müssen, ist der Rückbau für die Quartiersentwicklung der IBA Hamburg erforderlich.

Besonders der Zustand der Brücke über den Ernst-August-Kanal ist hinsichtlich Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit insgesamt in einem sehr schlechten Zustand. Betroffen sind sämtliche Teile der Brücke, u. a. die Widerlager, die Träger, die Pfeiler, der Über- sowie der Unterbau und die Kappen. Die Brücke ist in einem so schlechten Erhaltungszustand, dass bereits in der Vergangenheit zusätzliche konstruktive Elemente für die Standsicherheit ergänzt wurden.

Grund für den Abriss der beiden südlicher gelegenen Bauwerke sind vorgezogene Maßnahmen im Zuge der Quartiersentwicklung in Wilhelmsburg. Außerdem sollen damit künftig zusätzliche Kosten für Brückenprüfungen und ggf. erforderliche Verkehrssicherungsmaßnahmen eingespart werden, die beim Erhalt der beiden Ingenieurbauwerke entstehen. Zusätzlich verschwinden dort mit dem Abriss bestehende Angsträume.

Wie sieht Ihre Aufgabe in den kommenden Wochen und Monaten aus?

Nach dem Rückbau des Bauwerks werden die Brücke über die Rotenhäuser Straße und die Fußgängerbrücke parallel zur Dratelnstraße zurückgebaut. Bei dem Rückbau dieser etwas kleineren Überführungen liegt die Schwierigkeit darin, dass der Wall beider Bauwerke im Norden wie auch im Süden vor dem Zweiten Weltkrieg aufgeschüttet wurde. Das heißt, es ist auch noch mit Bombenblindgängern und Munition zu rechnen, die natürlich nicht explodieren dürfen. Daher wird der Damm um die Brücken von der Abteilung Eggers Kampfmittel gründlich mit Hilfe von Sonden überprüft, bevor er abgetragen werden kann.

Was macht einen Brückenrückbau so komplex?

So eine Brücke kippt man nicht einfach um. Hierfür bedarf es einer Palette an Vorbereitungen. Unabhängig von den ganzen behördlichen Genehmigungen bedarf es auch einer ausgiebigen Planung. So war nicht nur von den Planer:innen sondern auch von uns, der Firma Eggers Umwelttechnik, ein umfangreiches Abbruchkonzept zu entwickeln.

Dazu gehören Statiken, damit die Brücken auch so fallen, wie geplant und nicht in den Kanal oder auf die Straßen kippen, Transporte von über 70.000 m³ Oberböden und Sanden. Wichtig ist auch eine große Logistikfläche sowie die Koordination diverser Behörden und Baugewerke mit über 20 parallel laufenden Maschinen wie Abbruch- und Ladebagger mit einem Gewicht von über 50 Tonnen.

Wohin kommt später all der Abraum?

Die zerschnittenen Teile werden mit einem gewaltigen 700 Tonnen Mobilkran aus der Verankerung gehoben und an den Brückenendpunkten mit riesigen Meißeln unter 200 Bar zerkleinert.

Leider lässt sich Lärm bei so einer Maßnahme nicht immer vermeiden. Durch neumoderne Hydrauliktechnik ist das Zerschneiden der Brückenelemente zumindest in einiger Entfernung zu ertragen, aber um die Anwohner vor massivem Lärm zu schützen werden die geschnittenen Brückenelemente auf einer entfernten Lagerfläche, welche mit einem Sandwall umgeben ist, zu handlichen Brocken zerkleinert, gebrochen, verladen, abgefahren und können anschließend verwertet werden. Sollten Bauteile oder Sande eine Belastung durch z. B. Pech oder Schwermetalle aufweisen, müssen diese gesondert auf speziell dafür vorgesehene Deponien abgefahren werden. Unbedenkliche Materialien stehen der IBA Hamburg als Baumaterial für andere Maßnahmen zur Verfügung.

Was ist Ihre größte Herausforderung bei diesem Auftrag?

Am kompliziertesten ist der Rückbau des Brückenbauwerkes 422, die Brücke über den Ernst-August-Kanal und den Vogelhüttendeich. Hierzu müssen sogar die Straße und der Kanal voll gesperrt werden. Nur so können die jeweils zwei 40 und 50 t Bagger von Eggers Tiefbau sicher stehen, um mit Hydraulikscheren die Brückenelemente „durchzuknabbern“.

Es liegt wohl auf der Hand, dass ein Brückenabriss nicht in wenigen Tagen passieren kann und unabhängig von dem Geplanten kommen auch immer wieder Kleinigkeiten dazwischen, die vorher keiner absehen konnte. Trotz all des Aufwands und der vor uns liegenden Arbeit sind wir guter Dinge, die drei Brücken bis zum Sommer zurückgebaut zu haben.

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