Im Gespräch mit Bernard Kössler, Vorstand des Hamburger Sportbund e. V., :
Was verbindet Sie mit der IBA Hamburg?
Als Vertreter der Interessen aller Sportreibenden in Hamburg, egal in welcher Intensität und in welchem Alter und welcher Herkunft, wollen wir dazu beitragen, die wachsende Stadt Hamburg lebenswert zu gestallten. Das ist unser Bindeglied zur IBA Hamburg GmbH. Sport- und Bewegungsräume drinnen und draußen, normgerecht oder frei codiert, können gut geplant wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Sozialinfrastruktur sein. Der identitätsstiftende Sport ist zu einem wesentlichen Anker des gesellschaftlichen Miteinanders geworden, der soziale Treffpunkt im Stadtteil.
Welche schon realisierten Projekte stechen dabei besonders hervor?
Bereits bei der Internationalen Bauausstellung und der internationalen Gartenschau Wilhelmsburg in 2013 war Bewegung und Sport ein zentrales Thema des Projektkonzeptes. Die heutigen Kletteranlagen, das neue Schwimmbad, die Edel-Optik Arena für die Basketballer der Towers oder die besonders nachgefragte Skateranlage dokumentieren die hohe Akzeptanz von Sporträumen bei den Bürgern.
Bei den Entwicklungsvorhaben im Fischbeker Reethen und aktuell bei der Umsetzung des Master Plans Oberbillwerder konnten wir mit der IBA Hamburg und den lokalen Sportvereinen in den Abstimmungsprozessen Räume für Bewegung und Sportaktivitäten absichern.
Was für eine Rolle spielt eine frühzeitige Einbindung des Hamburger Sportbunds in die Planung neuer Quartiere?
Bereits bei der Erhebung der Entwicklungsziele und Inhalte von städtebaulichen Wettbewerben oder vor einem formalen behördlichen Aufstellungsbeschlusses für ein städtebauliches Planungsverfahren sind die Flächengrößen für Innen- und Außensporträumen zu definieren. Mit unseren Kenntnissen über Mitgliederbewegungen in den Sportvereinen, den sich wandelnden Selbstverständnis der Gesellschaft zu Bewegung und Gesundheit und den von der Bevölkerung angefragten Sport- und Bewegungsangeboten können wir Aussagen zu den zu erwartenden Bedarfen in den jeweiligen Plangebieten treffen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Kenndaten von den Stadtplanern dankend angenommen werden, um Zielvorgaben für die Planungsprozesse formulieren zu können.
Was versprechen Sie sich aus dem Active City Programm der FHH für Oberbillwerder?
Das Label Global Active City ist vorerst ein Titel, der mit Inhalten in der Breite gefüllt werden muss. Oberbillwerder soll ein Active City Stadtteil werden. Das Gelingen hängt maßgeblich von der Programmierung der gedeckten und freien Bewegungsräume innerhalb des Entwicklungsgebietes und im Umfeld von Oberbillwerder ab. Hierzu zählen auch die bestehenden Sportanlagen der Sportvereine. Wie immer, werden hierzu öffentliche Gelder für kleinteilige und größere Investitionen benötigt. Hier erwarte ich ein klares Bekenntnis der FHH zu diesen Investitionen, neben den gesetzten Schul- und Kitabereichen.
Welche/r sportliche Zahl/Wert ist besonders beindruckend (Statistik)? Was kann Hamburg besonders gut oder wo überzeugt die Stadt?
Unter dem Dach des Hamburger Sportbundes sind aktuell 830 Vereine mit 536.928 Mitgliedschaften vereinigt. Damit wächst der Vereinssport im zehnten Jahr in Folge und wir sind die größte Menschenvereinigung Hamburgs. Gehen wir von 1.8 Mio. Einwohnern in Hamburg aus, so ist fast jeder dritte (30 %) in Hamburg Mitglied eines Sportvereins. 44 % im Kinder und Jugendbereich betreiben Sport in einem Verein. Damit liegt die Bindewirkung in den Vereinssport in Hamburg deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland.
Alleine diese Kennzahlen macht deutlich welche Potenziale im Sport für die Stadtplanung liegen. Kein anderer Akteur erreicht so viele Bürger und Bürgerinnen. Der Sport entwickelt sich zur neuen sozialen Mitte der Stadtteile.
Sportraumentwicklung wird zunehmend ein fester Bestandteil von Stadtentwicklung. Hier ist Hamburg auf einem guten Weg. Bürgerschaft und einige Bezirksversammlungen haben die Einbindung des HSB in die Stadtplanungsprozesse festgeschrieben. Die Schulbauträger entwickeln neue, innovative Modelle von Schul- und Bewegungsräumen. Sport als Anker für die Quartiersentwicklung wird im Bezirk Mitte in dem Pilotprojekt „Mitte machen“ für eine Weiterentwicklung der Städtebauförderung des Bundes erprobt.
Diese wegweisenden Vorhaben werden bundesweit aufmerksam verfolgt!