Billbrook soll ein Industriegebiet des 21. Jahrhunderts werden. Aber welche Herausforderungen sind zu bewältigen, um bestehende Standorte für die Zukunft fit zu machen? Experten aus Industrie und Verwaltung kamen am 30. Oktober 2018 in die Freie Akademie der Künste und referierten vor rund 150 Gästen zu veränderten Standortanforderungen und neuen Perspektiven.
Hamburg, den 30. Oktober 2018. Eine Metropolregion mit mehr als fünf Millionen Einwohnern braucht innovative und zukunftsfähige Industriegebiete. Sie sorgen für attraktive und sichere Arbeitsplätze und eine verlässliche und wachsende Wertschöpfung. Mit rund 770 Hektar ist das Industriegebiet Billbrook/Rothenburgsort das größte außerhalb des Hamburger Hafens. Über 1.000 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen, von Spedition und Versorgung über Bau und Chemie bis hin zu Großhandel und Maschinenbau sind hier ansässig.
Im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ richtet Hamburg seinen Blick nach Osten und entwickelt neue Zukunftsperspektiven und Handlungsstrategien für den Teilraum Billbrook und sein Industriegebiet. Die primären Ziele lauten hier Industriesicherung, Attraktivität für Investitionen, Flächensicherung und Flächeneffizienz sowie funktionale und gestalterische Aufwertung. Staatsrat Dr. Torsten Sevecke sagte dazu in seinem Grußwort: „Im Standortwettbewerb sind anforderungsgerechte, passende Industriegebiete ein Wettbewerbsvorteil und können so die Verlagerung von Industriebetrieben vermeiden. Hamburg möchte als Standort auch für die Industrie attraktiv sein und verfolgt im Unterschied zu anderen Metropolen den Ansatz, Industrie nicht an die Peripherie zu verlagern, sondern auf ihren Flächen in der Stadt zu sichern.“ Ergänzend betonte Karen Pein, Geschäftsführerin der IBA Hamburg: „Attraktiver Städtebau trägt zur Innovationskraft eines Standorts bei. Eine optimale Straßeninfrastruktur mit digitaler Verkehrslenkung, öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität, eine gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad für die Beschäftigten und nicht zuletzt ein verlässliches Angebot an Nahversorgung sind auch Anforderungen der `Industrie von morgen´“.
Mit dem Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) fördert der Bund innovative Planungen und Maßnahmen zu wichtigen städtebau- und wohnungspolitischen Themen. Im Bereich Gewerbe widmet sich das Programm der nachhaltigen Weiterentwicklung von Gewerbegebieten. Gina Siegel aus dem Referat Stadtumbau des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) sagte dazu in ihrer Begrüßung: „Unser Fokus des Forschungsvorhabens liegt auf der städtebaulichen, nachhaltigen Gewerbegebietsentwicklung. Die bestehenden Gewerbegebiete in den Städten sind zu sichern und zukunftsfähig zu erneuern, hierzu gehört auch die Industrialisierung 4.0. Diese wird eine immer größere Bedeutung in den Gewerbegebieten einnehmen und sollte schon bei den Planungen berücksichtigt werden.“
Seit 2016 haben im Rahmen des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) neun Modellvorhaben in ganz Deutschland städtebauliche Konzepte und Strategien zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Gewerbegebieten erarbeitet. Für das Hamburger Modellvorhaben Billbrook haben die HIW Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH sowie die IBA Hamburg GmbH im Auftrag der Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation (BWVI) Handlungsvorschläge zur Modernisierung und Revitalisierung des Industriegebietes Billbrook/Rothenburgsort erstellt. Eine Senatsentscheidung zur weiteren Umsetzung wird für 2019 vorbereitet. Dabei stehen die Themen Verkehrsmanagement und Flächenmobilisierung im Vordergrund. Derzeit erarbeiten die Projektpartner unter anderem eine Machbarkeitsuntersuchung für eine LKW-Vorstaufläche mit Quartiersgarage und ergänzender Drittnutzung.
Die Fachtagung wurde von der IBA Hamburg GmbH, der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) sowie der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) und in Kooperation mit dem Industrieverband Hamburg e.V. (IVH) organisiert. Sie wurde im Rahmen des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt) gefördert.