Großzügige Lernlandschaften und ein weitläufiger Pausenhof – mit diesem Entwurf für einen neuen Schulcampus in Wilhelmsburg haben „h4a Architekten“ das Preisgericht im Realisierungswettbewerb für die neue Schule überzeugt. Für rund 80 Millionen Euro planen Schulbehörde und das städtische Bildungsbauunternehmen GMH (Gebäudemanagement Hamburg) am Vogelhüttendeich eine neue Campus-Stadtteilschule mit Grundschulabteilung. Der als „InselCampus“ getaufte Schulstandort vereint als sogenannte Langformschule Bildungsgänge von Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium. Gleichzeitig wird die Schule ein zentraler Baustein für das Bildungsangebot im neuen von der IBA Hamburg entwickelten Elbinselquartier. Der Neubau wird nach den Plänen des Stuttgarter Architekturbüros „h4a Architekten“ entstehen. Baustart ist für Anfang 2025 geplant, die Fertigstellung für 2027. Bildungssenator Ties Rabe, Jan Schneck als Vertretung der Schulbau-Geschäftsführung sowie IBA-Geschäftsführerin Sabine de Buhr stellten die Pläne auf dem IBA DOCK vor.
Bildungssenator Ties Rabe: „Ich freue mich sehr über diesen gelungenen Entwurf. Die neue Campusschule auf Hamburgs größter Elbinsel wird nicht nur eine besonders schöne Schule, sondern auch eine sehr besondere Schule werden. Denn sie ermöglicht als Langformschule mehrere Bildungswege und Schulabschlüsse unter einem Dach – von der Vorschule bis zum Abitur. Wilhelmsburgs Schülerinnen und Schüler können hier sowohl den Hauptschul- oder Realschulabschluss, das Fachabitur oder die Allgemeine Hochschulreife erlangen, entweder in 12 oder in 13 Jahren. Als Schwerpunktschule für Inklusion wird die neue Campusschule zudem eine Schule sein, in der alle Kinder gut lernen können, Schülerinnen und Schüler mit und ohne speziellem sonderpädagogischem Förderbedarf. Ebenfalls besonders ist, dass die Schule die schulöffentlichen Bereiche auch für den Stadtteil nutzbar machen will, beispielsweise die Aula für Veranstaltungen oder die Mensa für ein Schülercafé. Und nicht zuletzt ist die geplante Kooperation mit dem Ruderclub wirklich sehr besonders für diese Schule, den Verein und den Stadtteil. Wir haben hier von Anfang eine gemeinsame Planung angestoßen, die sowohl die besondere sportliche Ausrichtung der Schule beinhaltet als auch eine enge Kooperation im Freizeitbereich.“
Die neu gegründete Langformschule für insgesamt rund 1.500 Schülerinnen und Schüler umfasst eine vierzügige Grundschule sowie eine Stadtteilschule mit gymnasialen Zügen - mit einer fünfzügigen Sekundarstufe I und einer vierzügigen Sekundarstufe II. In dem Neubau werden auf rund 16.000 Quadratmetern rund 60 moderne Unterrichtsräume, 17 Fachräume sowie zusätzliche flexible Flächen für Kunst, Musik und Theater Platz finden. Auf weiteren rund 3.200 Quadratmetern entsteht eine riesige Dreifeld- und eine kleinere Einfeldsporthalle sowie ein Gymnastikraum. Zu den großzügigen Gemeinschaftsräumen gehören eine multifunktionale Aula, ein Theaterforum, eine Mensa sowie eine Schulbibliothek. Die neue Campusschule ist eine Schwerpunktschule für Inklusion, entsprechend werden zusätzliche Flächen für die Inklusion geschaffen. Im Erdgeschoss soll außerdem ein öffentlich zugängliches Café die Vernetzung von Schule und Stadtteil stärken.
Nach den komplett neu gebauten Schulen Bildungszentrum Tor zur Welt (Helmut Schmidt-Gymnasium und Elbinsel-Schule), Schule Am See (Stadtteilschule in Steilshoop), Stadtteilschule Lurup und Geschwister Scholl-Stadtteilschule (Lurup) wird hier mit dem InselCampus Wilhelmsburg erneut ein städtebauliches Signal gesetzt zur Aufwertung eines Stadtteils. Campus-Schulen erfreuen sich großer Beliebtheit: Die beiden gerade erst gegründeten Campus-Stadtteilschulen haben in der gerade abgeschlossenen Anmelderunde für die Klasse 5 des kommenden Schuljahres sehr gute Anmeldezahlen: Campus HafenCity (139) , Campus Kieler Straße (108 Anmeldungen). Die beiden seit langem bestehenden Stadtteilschulen mit Gymnasialzweig sind auch weiterhin sehr stark angewählt, in der aktuellen Anmelderunde: Heinrich-Hertz-Schule (242), Gyula Trebitsch Schule Tonndorf (213).
Die neue Wilhelmsburger Campusschule wird eine besondere pädagogische Ausrichtung mit sportlichem Schwerpunkt haben. Mit ihren zwei Sporthallen und weiteren Außenfeldern bietet die zukünftige Campusschule viel Raum für Bewegung aller Art – nicht nur für die Schule, sondern auch für den Vereinssport. Aufgrund der Nachbarschaft zum Wilhelmsburger Ruderclub wurde von Beginn an eine gemeinsame Kooperation zwischen Schule und Ruderclub vereinbart. So wird der Ruderclub die Sporthallen mitnutzen, und es wird eine grundstücksübergreifende Nutzung der Außenflächen geben.
Architektonisch gliedert sich der Schulneubau in vier gestaffelte Baukörper, die sich um den weitläufigen Schulhof am Aßmannkanal gruppieren. Das Erdgeschoss verbindet die gemeinschaftlich genutzten Bereiche entlang eines durchgehenden Raumverbundes, der mit Lichthöfen und tribünenartigen Treppen abwechslungsreiche Bereiche für die Schul- und Freizeitnutzung bereithält. Über dem verglasten Sockelgeschoss erheben sich die zwei- bis viergeschossigen Lernhäuser der unterschiedlichen Jahrgangsstufen. Die um grüne Innenhöfe gruppierten Unterrichtsräume ermöglichen mit Lerninseln, Ruhezonen und eingestreuten Freizeitbereichen zeitgenössische Formen der Pädagogik. Die differenzierten Baukörper mit Ziegelfassade fügen sich entlang der Jaffestraße harmonisch in die neu entstehende Nachbarschaft ein. Damit unterstreicht der Entwurf das Ziel, den offen gestalteten Bildungscampus mit dem angrenzenden Stadtraum zu verweben.
Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Der Entwurf für den InselCampus berücksichtigt nicht nur die funktionalen Anforderungen einer modernen Schule, sondern überzeugt vor allem durch seine architektonischen Qualitäten sowie seine Präsenz im Stadtbild. Ein spannendes Raumgefüge schafft geschickte Verbindungen zwischen den einzelnen Räumen und Etagen. Diese Schule wird gleichermaßen ein fantastischer Ort des Lernens werden als auch ein Ort des Austauschs und der Begegnung im Quartier. Wilhelmsburg erhält mit dem InselCampus eine Schule, die nicht nur höchsten gestalterischen Ansprüchen gerecht wird, sondern auch einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung und für die bestehende Nachbarschaft leistet.“
Mandy Herrmann, Geschäftsführerin von GMH | Gebäudemanagement Hamburg: „Mit guten Räumen leistet der Bildungsbau einen wichtigen Beitrag zum Bildungserfolg in Hamburg. Und nicht nur das – unsere Schulen und Sportstätten tragen auch zur Vernetzung aller Menschen im Quartier bei. Dafür brauchen wir durchdachte und hochwertige Architektur. Der Siegerentwurf für den InselCampus überzeugt auf allen Ebenen: mit modernen Lernlandschaften für die Schulgemeinschaft, mit Orten der Begegnung für den Stadtteil und mit effizienten Standards für einen nachhaltigen Betrieb. So wird der Campus eine Bereicherung für das neue Elbinselquartier.“
Sabine de Buhr, Geschäftsführerin und städtebauliche Leitung der IBA Hamburg GmbH: „Das Elbinselquartier ist Teil der Grünen Achse von Wilhelmsburg mit insgesamt 5.000 neuen Wohnungen. Hier entwickelt die IBA Hamburg in den kommenden Jahren ein neues Quartier, dass durch die Mischung unterschiedlicher Nutzungen wie Wohnen, Einzelhandel, Gewerbe, Kleingärten und Freiflächen ein attraktives Zuhause für neue und eingesessene Wilhelmsburger werden wird. Rechtzeitig mit Fertigstellung der Wohnungen wird auch die neue Schule Inselcampus als attraktive Bildungseinrichtung die vorhandenen Angebote ergänzen.“
Gründungsschulleiterin Franziska Schmied-Kowarzik: „Ich freue mich auf den InselCampus Wilhelmsburg. Der vorgestellte Architekten-Entwurf schafft ideale Voraussetzungen für eine innovative Schule. Als Gründungsschulleiterin werde ich in konstruktiver Zusammenarbeit mit allen Mitwirkenden – BSB, GMH, XPM und den Architekten - das Potential des Gebäudes nutzen, um ein zeitgemäßes pädagogisches Schulkonzept umzusetzen. Gemeinsam schaffen wir in Wilhelmsburg einen einladenden Ort für Schülerinnen und Schüler, an dem sie ihre Stärken und Interessen entfalten können. Wir freuen uns auf das Ergebnis.“
Die Erschließung des Schulgrundstücks soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein, der Hochbau beginnt anschließend im Frühjahr 2025. Die Gesamtfertigstellung des mehrere Bauabschnitte umfassenden Projekts ist für 2028 geplant. Bereits 2027 soll ein Teil des Schulbetriebs mit den ersten Schülerinnen und Schülern starten. Für den Bau des InselCampus investiert die Stadt rund 80 Millionen Euro. Das Gebäude wird – wie im Hamburger Schulbau üblich – energetisch nach dem höchsten Standard EG 40 erbaut. Teile des Daches und der Fassaden werden begrünt und das Gebäude für eine Installation von Photovoltaik vorgerüstet.
Den ersten Preis des Realisierungswettbewerbs hat das Büro „h4a Architekten“ aus Stuttgart gewonnen, dessen Entwurf die Jury städtebaulich, architektonisch und funktional überzeugt hat. Einen zweiten Preis hat die Jury an das Architekturbüro „raumzeit“ aus Berlin vergeben. Der dritte Preis ging an den Entwurf von „PLSA Architekten“, Wien. Aktuell wird die Planung unter Einbeziehung der Nutzerinnen und Nutzer vertieft. Weitere Planungsleistungen – unter anderem für die Freianlagen und die technische Gebäudeausrüstung – befinden sich derzeit in der Vergabe.
Bildmaterial des Siegerentwurfs finden Sie unter:
https://sbhcloud.hamburg.de/index.php/s/gBm26j5mB4bAMgS
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