Die soziale, kulturelle und nachbarschaftliche Infrastruktur Oberbillwerders wird behördenübergreifend und integriert geplant. Um das Prozessmanagement zu gewährleisten, ist eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden, der auch Inga Wellmann seit Beginn angehört.
Inga Wellmann ist Schnittstellenakteurin und Weltenwechslerin. Aufgewachsen in Brüssel, studierte sie Mixed Media Arts in London sowie Kultur- und Medienmanagement in Hamburg und Santiago de Chile. Sie arbeitet seit jeher genau dort, wo unterschiedliche Denkmuster und Handlungslogiken aufeinander treffen und in Wechselwirkung treten (könnten). Sie war Geschäftsführerin des Einstein Forums, einem internationalen, transdisziplinären Forum für intellektuellen Austausch in Potsdam und leitet seit 2010 das Referat Kunst und Kreativwirtschaft in der Behörde für Kultur und Medien Hamburg.
Frau Wellmann, was hat denn Kultur mit einem Stadtteil zu tun, in dem erst in einigen Jahren Menschen leben werden?
Wenn wir über Kultur sprechen, dann geht es ja nicht nur um die reine Erarbeitung und Präsentation künstlerischer Produkte von und für Menschen. Es geht hier vielmehr um die Frage, wie wir als vielfältige Gesellschaft – und die wird es auch in Oberbillwerder geben – respektvoll und sinnstiftend unser Zusammenleben organisieren können. Es geht um die Kompetenz, aus Differenzen und neuen Blickwinkeln etwas Konstruktives zu schöpfen und sich zugleich der eigenen Identität bewusst zu sein. Es geht somit nicht um die reine Unterhaltung aus einer Freizeitperspektive heraus, sondern um den größeren gesellschaftlichen Dialog und Imaginationsraum in einer Zeit der Transformation, wie wir sie gerade jetzt erleben. Diese Dimension von Anfang an im Blick zu behalten und aktiv für die Entwicklung von Oberbillwerder zu nutzen ist meines Erachtens unabdingbar.
Wie kann Kultur in der Stadtentwicklung geplant und dann auch verankert werden?
Zum einen gibt es in Kunst und Kultur eigene, auf künstlerischer Forschung und Partizipation beruhende Methoden, um eine Stadt, bzw. einzelne Areale oder den öffentlichen Raum gemeinsam mit den diversen Nutzern sowie Bewohnerinnen und Bewohnern zu entwickeln. Hamburger Beispiele wie Park Fiction, Planbude, PARKS oder die Arbeit des HALLO e.V. im Kraftwerk Bille machen dies bereits vor. Zum anderen gilt es, die Möglichkeitsräume für Kultur und Kreativwirtschaft frühzeitig zu sichern und als solche auszuweisen, damit im späteren Verlauf der Stadtentwicklung eine dauerhafte kulturelle Nutzung zu geeigneten Bedingungen erfolgen kann.
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